YGAM plant Lootbox-Workshop
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 29. July, 2020
Sind Lootboxen in Videospielen Glücksspielelemente, die ein Risiko für Heranwachsende darstellen? Über die Frage wird schon seit einigen Jahren diskutiert. Ein neuer Workshop unter dem Titel Parent Hub, ins Leben gerufen von der britischen Bildungsinitiative YGAM (Young Gamers and Gamblers Education Trust), soll nun für Aufklärung sorgen.
Der Workshop richtet sich insbesondere an Eltern und Erzieher, geboten werden (u. a.) aktuelle Forschungsdaten der Universitäten von Loughborough und Newcastle. Im Zentrum stehen die Fragen, was Lootboxen sind und welche Risiken mit ihnen verbunden sein könnten. Hierzu haben die beiden Universitäten bereits mehrere Studien durchgeführt.
Lootboxen sind virtuelle Schatztruhen in Gaming-Apps und Videospielen. Sie beinhalten ein Portfolio an exquisiten Spielgegenständen, die gegen kleinere Geldsummen (sogenannte Mikrotransaktionen) zu erwerben sind. Die Kisten, welche sich zum Beispiel in Spielen wie Mario Kart Tour, Fifa oder Star Wars finden, bieten beispielsweise besondere Waffen, Werkzeuge oder Spielfiguren. Ziel ist die Sicherung von Spielvorteilen.
Die Spieler, darunter viele Kinder und Jugendliche, wissen beim Kauf jedoch nicht, was genau sich in den Kisten befindet. Aufgrund dieser Zufälligkeit sehen Kritiker in Lootboxen ein Glücksspielelement, das problematisches Spielverhalten unter Heranwachsenden fördert. In Belgien und den Niederlanden sind die Kisten daher schon verboten. Auch in den USA und Großbritannien ist die Debatte um ein Verbot entfacht.
Das neue YGAM-Projekt wird dabei nicht nur von den Universitäten unterstützt, sondern auch von den Glücksspielriesen GVC, Playtech und Lottoland, die sich den Schutz von Kindern und Jugendlichen auf die Fahne geschrieben haben.
Präsentation von Forschungsdaten
Wie und warum werden Heranwachsende zum Kauf der Schatzkisten animiert? Laut Dr. James Ash, Dozent in Newcastle, spielt hierbei der Überraschungseffekt eine entscheidende Rolle. Die Ungewissheit und die Aufregung darüber, möglicherweise etwas Besonderes zu gewinnen, sorge für kurzzeitige Glücksgefühle. Dies stehe in enger Verschränkung mit den Effekten von Glücksspielen, zudem könnten hierdurch auch emotionale und finanzielle Schäden entstehen.
In einer Studien, die sich auf die Auswirkungen von Lootboxen unter Minderjährigen bezog, gab einer der Befragten an, fast 500 Pfund für den Kauf der Schatzkisten ausgegeben zu haben. Außerdem habe der Betroffene bis zu sieben Stunden pro Tag gespielt, was laut Ash problematisch sei. Das Öffnen der Lootbox, und der damit verbundene Überraschungseffekt, erhalte an dieser Stelle dieselbe Wichtigkeit wie der letztliche Inhalt der Box.
Um Kinder und Jugendliche vor derartigen Problemen zu schützen, will YGAM künftig die wichtigsten Infos auf seiner Homepage aufbereiten. Konkret geht es dabei um die elterlichen Kontrollmöglichkeiten und um die Frage, wie man problematisches Spielverhalten unter Heranwachsenden erkennt.
Verursachen Lootboxen Frustration?
Die Freude über Lootboxen ist laut Ash nur von kurzer Dauer. Die beschriebenen Mechanismen, zum Beispiel visuelle Reize und zufallsbasierte Inhalte, würden von den Herstellern bewusst eingesetzt, um bestimmte Affinitäten zu erzeugen. Es würde eine Verlangen erzeugt, immer wieder Lootboxen zu kaufen, obwohl Kinder innerhalb der Studie angaben, oftmals Gefühle wie Ärger oder Frustration nach dem Erwerb zu erleben.
Aus diesem Grund kam es in den USA erst kürzlich zu einer Sammelklage von Eltern gegen Apple. Dem iPhone-Riesen wird vorgeworfen mit Lootbox-Spielen ein Milliardengeschäft auf Kosten des Verbraucherschutzes zu betreiben. Laut YGAM könne jedoch nur eine gezielte Aufklärung dazu beitragen, gefährdete Menschen besser zu schützen. Das immer größere Angebot der Schatzkisten sorge für zu viel Verwirrung unter Eltern und Verbrauchern.