Verluste von 93% in Macau
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 11. June, 2020
Die asiatische Casinohochburg Macau verzeichnet durch die Corona-Krise einen Umsatzverlust von 93,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) der chinesischen Sonderverwaltungszone hat sich mittlerweile fast halbiert. Wie kann das Glücksspieldelta die Talfahrt überstehen?
Macau steckt zurzeit in der Klemme. Denn obwohl die Casinos nach einem 14-tägigen Lockdown wieder geöffnet haben, bleiben die Besucher wegen den immer noch geltenden Reisebeschränkungen aus. Macau lebt vor allem vom Tourismus aus China, wo Glücksspiele mit Ausnahme staatlicher Lotterien verboten sind. Die verheerenden Umsatzzahlen zeigen nun das gesamte Ausmaß der Gesundheitskrise.
Im vergangenen Mai beliefen sich die Gesamteinnahmen aus dem Casinogeschäft auf insgesamt 198,4 Mio. EUR. Dies markiert zwar einen Anstieg im Vergleich zum Vormonat April, ist jedoch gleichsam einen Absturz von 93,2% gemessen am Vorjahr. Im Jahr 2020 belaufen sich die Einnahmen Macaus derweil auf 3,7 Mrd. EUR, was ebenfalls einen enormen Rückgang von 73,7% gemessen am Vorjahr markiert.
Zudem stammen zwei Drittel des Gesamtbetrags noch aus Januar, wo Covid-19 noch keine Rolle spielte. Doch auch diese Einnahmen sind gegenüber denen aus Januar 2019 um 11,3% rückläufig. Wie kürzlich bekannt wurde, ist auch das BIP im ersten Quartal 2020 um 48,7 Prozent gesunken. Dieses generiert sich in Macau zu 60 Prozent aus den Casinos.
Touristen bleiben aus
Auch der Nachrichtendienst Bloomberg spricht davon, dass sich die Pandemie trotz Wiedereröffnung der Casinos weiterhin negativ auf das Geschäft auswirkt. Dabei markiert der Rekordeinbruch gleichzeitig den achten Monat infolge mit rückläufigen Einnahmen. Es sei eine schwierige Aufgabe sich von der Pandemie zu erholen.
Auch wenn die Pandemie in China, Hongkong und Macau mittlerweile unter Kontrolle ist, schränken die Reisetopps- und -beschränkungen den Casinobetrieb weiter ein. Die Verluste belaufen sich zurzeit auf etwa 1 Mio. EUR pro Tag. Trotz Lockerungen bestehen nach wie vor viele Risiken. Gesundheitsexperten befürchten unter anderem eine zweite Infektionswelle.
Auch für die Kunden spielt die Angst vor Ansteckung nach wie vor eine große Rolle. Viele Gäste bleiben aus Furcht vor dem Lungenerreger aus. Bis dato hat Macau nur 46 Prozent der Spieltische wieder in Betrieb genommen. Die Gäste, die spielen, müssen sich zudem an strenge Infektionsschutzmaßnahmen halten. Unter anderem gelten Hygienevorschriften und Abstandsregelungen.
Casino-Abhängigkeit in der Kritik
Macaus Regierungschef Ho Iat Seng hat die hohe Abhängigkeit von der Glücksspielindustrie kürzlich kritisiert. Hierdurch werde Macau besonders schwer von der Pandemie getroffen. Für die Zukunft forderte der Politiker daher mehr wirtschaftliche Diversifizierung. Es könnte sonst Jahrzehnte dauern, bis sich die chinesische Sonderverwaltungszone von der Corona-Krise erholt.
Auch die Maßnahmen ehemaliger Regierungen wurden von Ho kritisiert. Man hätte bisher keinen hinreichenden Umschwung erzielt. Das BIP generiere sich größtenteils immer noch aus dem Glücksspiel. Dies wird wohl noch einige Jahre so weiter laufen, doch eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft würde behindert, wenn weiterhin an der Monotonie festgehalten wird.