Uni-Studie warnt vor Spielautomaten-Steuer
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 3. February, 2021
In der Bundesrepublik sollen Online Casinos, Online Sportwetten und Online Poker ab Juli legal werden. Momentan läuft eine Debatte um die perfekte Besteuerung. Einige Staatskanzleien wollen eine Steuer von 8 % auf die Spieleinsätze an virtuellen Automaten erheben. Wie sich diese Steuer auf den legalen Markt auswirken würde, hat nun die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf untersucht. Die Forsche gelangen zu einem alarmierenden Ergebnis.
Die geplante Einsatzsteuer würde die erfolgreiche Kanalisierung in den legalen Markt – das oberste Ziel des neuen Glücksspielgesetzes – massiv gefährden. So lautet das Fazit von Prof. Dr. Justus Haucap, Daniel Fritz und Dr. Susanne Thorwarth, tätig beim Institut DICE (Institute for Competition Economics) der Uni Düsseldorf.
In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom Deutschen Online Casino-Verband (DOCV) und vom Deutschen Sportwettenverband (DSWV).
Laut Gutachten seien die seriösen Online Casinos durch die Steuer dazu gezwungen, die Auszahlungsquoten von 96 Prozent auf etwa 88 Prozent zu senken. Dies hätte zur Folge, dass die Angebote nicht mehr attraktiv genug seien. Spieler würden trotz Legalisierung wieder bei nicht-lizenzierten Anbietern landen.
Eine Steuer auf die Spieleinsätze verspricht dem Staat satte Einnahmen. Dennoch ist es auf den regulierten Glücksspielmärkten Europas üblich, die Steuer auf die Bruttospielerträge – das heißt, auf die Differenz zwischen Spieleinsätzen und Auszahlungen – zu erheben und nicht auf die Spieleinsätze, also den eingesetzten Betrag pro Spiel.
Abwanderung in den Schwarzmarkt?
Wie aus dem Gutachten hervorgeht, sind die Online Casinos unter dieser Steuerlast nicht mehr konkurrenzfähig: Die Spieleinsatzsteuer wirke sich aus wie eine 200-prozentige Ertragssteuer. Das Argument, dass eine derartig hohe Steuer den Spielerschutz und die Suchtprävention verstärke sei haltlos, da der neue Glücksspielstaatsvertrag ohnehin schon viele Schutzmaßnahmen bietet.
Zum Beispiel gelten Einsatzlimits von 1.000 Euro pro Monat, eine 1-Euro-pro-Spin-Regel sowie ein Verbot von Live-Wetten und Tischspielen. Darüber hinaus müssen von den Anbietern Sperrsysteme zur Erfassung von problematischen Spielweisen eingeführt werden. Die Maßnahmen könnten jedoch nur greifen, wenn das oberste Ziel – die Kanalisierung in den legalen Markt – erfolgreich verläuft.
Genau hier sehen die Forscher der Uni Düsseldorf die Gefahr: Sollten die Auszahlungsquoten, die RTP (Return to Player), tatsächlich auf 88 % fallen, ist eine Abwanderung der Kunden auf den Schwarzmarkt wahrscheinlich. Neben Düsseldorf hat auch schon die Ruhr-Uni Bochum vor zwei Wochen vor der Spielautomaten-Steuer gewarnt.
Oberste Ziele würden verfehlt
Das Gutachten bezieht sich teilweise direkt auf den neuen Glücksspielstaatsvertrag, der den Spielerschutz als oberste Devise hervorhebt. Der Vertrag plädiert für die Schaffung eines legalen Spieleangebots als alternative zum Schwarzmarkt. Der natürliche Spieltrieb solle in regulierte Bahnen gelenkt werden.
Laut Forschung sei die Kanalisierung in den legalen Markt allerdings die Grundvoraussetzung, um alle weiteren Ziele zu erreichen. Eine effektive Steuer auf die Bruttospielerträge zwischen 15 und 20 %, welche die einzelnen Spielformen berücksichtigt, sei nötig, damit Online Casinos attraktive und konkurrenzfähige Angebote haben. Eine diesbezügliche Stellungnahme der Staatskanzleien lässt bis dato noch auf sich warten.