UK: Kreditkartenverbot bei Glücksspiel
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 30. January, 2020
Ab 14. April ist es in Großbritannien verboten, Kreditkarten für Glücksspieltransaktionen zu verwenden. Die Maßnahme wurde von der nationalen Glücksspielbehörde UKGC (UK Gambling Commission) verabschiedet und gilt sowohl für das Internet als auch im landbasierten Wettbüro- und Casinogeschäft. Mit welchen Folgen müssen Anbieter und Kunden rechnen?
Laut einer Untersuchung der UKGC tätigen über 800.000 Kunden ihre Glücksspieltransaktionen per Kreditkarte. Damit soll ab 14. April Schluss sein. Zur Verbesserung des Spielerschutzes hat die Behörde ein Kreditkartenverbot für den britischen Glücksspielsektor ausgesprochen. Im Rahmen der Untersuchung wurde festgestellt, dass 22 Prozent der Onlinespieler, die Kreditkarten zum Bezahlen verwenden, als problematische Spieler geführt werden. Der UKGC-Vorstandsvorsitzende Neil McArthur sieht in den Kreditkartenzahlungen daher ein erhöhtes Schadensrisiko für Verbraucher. Hierzu hieß es gegenüber dem Nachrichtensender BBC:
“Das Spielen mit Kreditkarten kann zu erheblichen finanziellen Schäden führen. Das Verbot, das wir heute angekündigt haben, sollte für alle Verbraucher das Risiko minimieren, mit Geld zu spielen, das sie nicht haben.”
In diesem Sinne hält McArthur die Zahlungsart für besonders riskant, da hierdurch ständig finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Dies würde unter Umständen zu hohen Schulden bei Anbietern und Banken führen. Da gefährdete Spieler an dieser Stelle besser geschützt werden müssen, sieht der UKGC-Chef „erhöhten Handlungsbedarf“. Das Verbot von Kreditkarten steht dabei im Zusammenhangen mit einer bereits im Dezember angekündigten Modifizierung des britischen Gambling Acts.
Ist PayPal betroffen?
Nicht nur online, sondern auch in landbasierten Glücksspielstätten wie Wettbüros und Casinos gilt das neue Verbot. Hier will die UKGC vor allem die Zahlungstransfers an sogenannten eWallets eindämmen. Zahlungsdienste wie PayPal könnten daher ebenfalls von dem Verbot betroffen sein. Im Februar 2019 sorgte in diesem Kontext eine Bericht der englischen Zeitung The Guardian für Schlagzeilen – PayPal hatte es hier mehreren gelisteten Problemspielern ermöglicht, trotz Limitierung, täglich um umgerechnet bis zu 175.000 Euro zu spielen. McArthur erklärte, dass das Verbot daher mit Einschränkungen für verantwortungsvolle Kunden einhergehen wird. Hierzu hieß es:
“Wir sind uns bewusst, dass diese Änderung besonders denjenigen Verbrauchern, die verantwortungsvoll mit Kreditkarten umgehen, Unannehmlichkeiten bereiten wird, aber wir sind überzeugt, dass die Verringerung des Risikos, anderen Verbrauchern zu schaden, auch bedeutet, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen.”
Unruhe an Londoner Börse
Infolge der Ankündigung kam es zu Turbulenzen an der Londoner Börse. Die Aktien des Online Glücksspielanbieters 888 Holdings fielen um 3,54 %, ebenso wie die des Paddy Power Betfair-Inhabers Flutter Entertainment. Die Aktie von GVC Holdings (Ladbrokes Coral) musste lediglich ein Minus von 0,5 % verkraften, dagegen krachte der Kurs von William Hill um satte 8 Prozent nach unten. Zeitweise kam es unter den börsengelisteten Betreibern zu Gesamtverlusten von umgerechnet über 588 Mio. Euro.
Trotz der Unruhen wird das Kreditkartenverbot vonseiten der britischen Glücksspielbranche befürwortet. Zuspruch bekundete unter anderem das BGC (Betting an Gaming Council). Hierbei handelt es sich um einen neuen britischen Glücksspielverband der Mitte 2019 aus einem Zusammenschluss der Remote Gambling Association (RGA) und der Association of British Bookmakers (ABB) hervorging. Die Vorsitzende des Verbands, Brigid Simmonds, hatte das Kreditkartenverbot selbst mitvorangetrieben.