UK: Glücksspielunternehmen erhöhen Sozialabgaben

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Tuesday, 16. July, 2019

Fünf der größten Glücksspielunternehmen Großbritanniens haben freiwillig ihre Sozialabgaben erhöht. Bis 2023 soll der Satz von 0,01% auf 1,0% aufgestockt werden. Auf diesem Weg sollen jährlich rund 66 Mio. Euro in wohltätige Initiativen fließen. Der Spielerschutz steht dabei an oberster Stelle. Hier die wichtigsten Infos zum Geschehen.

Der britische Politiker Jeremy Wright bei einer Konferenz.

Der britische Kulturminister Jeremy Wright (Conservative Party) unterstützt die Erhöhung der Sozialabgaben. (©YouTube)

Die britischen Glücksspielanbieter SkyBet, William Hill, Bet365, Paddy Power Betfair (Flutter Entertainment) und Ladbrokes Coral (GVC) wollen ihre Sozialabgaben bis 2023 um das Zehnfache erhöhen. Dies geht aus Verhandlungen mit dem britischen Kulturministerium (Department for Digital, Culture, Media and Sports, DCMS) hervor, wo die Anbieter von Flutter Entertainment-CEO Peter Jackson vertreten wurden. Die Debatte wird bereits seit mehreren Monaten geführt.

Das Geld soll laut Jackson vor allem in den Spielerschutz und in die Forschung und Behandlung von problematischem Glücksspiel fließen. In diesem Bereich wolle man zukünftig „ein beispielloses Maß an Engagement“ zeigen. Die Bekämpfung und Prävention von glücksspielbezogenen Schäden sei „Schritt für Schritt“ anzugehen, so das Kredo des Geschäftsführers gegenüber britischen Medien. Darüber hinaus bekundeten die Anbieter sich für mehr Transparenz und Sicherheit in puncto Glücksspielwerbung einsetzen zu wollen.

Zum Verständnis: Der britische Sektor befindet sich derweil in einer Phase der Umstrukturierung. Der Labour-Politiker Tom Watson fordert derweil sogar einen Ombudsmann für den Sektor sowie neue Lizenzverfahren. Das Abkommen über die höheren Sozialabgaben steht daher auch Zusammenhang mit zunehmender Kritik von Seiten der Regierung: Vor allem die immer höheren Marketing- und Sponsoringinvestitionen der Betreiber stehen zurzeit am Pranger. Den Anbietern wurde vermehrt vorgeworfen, viel höhere Investitionen im Bereich Werbung zu tätigen als im sozialen Sektor.

CEO Jackson gestand die Defizite ein, verwies jedoch gleichzeitig auf die bereits erzielten Fortschritte im Bereich des Spielerschutzes. Ein sicheres Spielumfeld habe sowohl für Anbieter wie auch Spieler die „oberste Priorität“, das sogenannte Whistle-to-Whistle-Verbot für Glücksspielwerbung sei demnach bereits ein guter Anfang gewesen. Das Gesetz wurde 2018 etabliert und untersagt Glücksspielwerbung, besonders Wettangebote, innerhalb von Live Sport-Events. Im Bereich Werbung soll künftig vermehrt auf „sichere Botschaften“ insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche geachtet werden. Tagsüber soll sogar komplett auf TV-Reklamen verzichtet werden.

Kooperationen mit dem NHS

Laut Jackson wolle man zukünftig eine „erhebliche Ausweitung der Prävention von spielbezogenen Schäden“ vorantreiben. Die Höhe der Abgabe soll in diesem Sinne auch nach 2023 weiterbestehen. Fortan sollen jährlich 6,6 Mio. Euro allein an die Wohltätigkeitsorganisation GambleAware gehen. Außerdem sollen in den nächsten vier Jahren mindestens 100 Mio. Euro generiert werden, um gemeinsame Initiativen mit dem nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) zu fördern.

Die Anhebung der Sozialabgaben wird derweil von Seiten des DCMS und Kulturminister Jeremy Wright (Conservative Party) befürwortet. Die Anhebung sorge laut Wright für eine „enorme Erhöhung der Behandlungsdienstleistungen“, zudem würden die Gelder dazu beitragen „Interventionen stärker zu fokussieren“. Der Politiker behielt sich allerdings das Recht vor, eine gesetzliche Pflichtabgabe zu etablieren, sofern die freiwilligen Abgaben nicht die gewünschten Ziele erreichen. In diesem Kontext betonte Wright, dass alle Beiträge transparent bei der nationalen Regulierungsbehörde (UK Gambling Commission, UKGC) eingehen müssen. Die weiteren Entwicklungen sind vorerst abzuwarten.