UK: Christen wollen Verbot von Wettreklamen
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 28. April, 2021
Im Zuge der britischen Glücksspielreform haben die christlichen Gruppen Church of England, Evangelical Alliance und Salvation Army ein komplettes Verbot von Wettreklamen gefordert. Hintergrund ist, dass inzwischen über 70 Prozent der Premier League-Vereine einen Wettsponsor auf dem Trikot tragen. Dies gefährde ganze Familien, so die Initiatoren. Eine Kampagne namens Stop Betting Ads in Sports soll der Entwicklung entgegenwirken. Wie regiert die Regierung?
Das Kabinett von Boris Johnson diskutiert momentan tatsächlich über harte Beschränkungen bei Wettreklamen und sogar über ein Verbot von Trikotsponsoring. Grund ist die zunehmende Präsenz der Buchmacher im Profi- und Breitensport. Kinder und Jugendlichen seien dadurch kaum noch vor den Einflüssen zu schützen. Bereits im Jahr 2018 hatten Wettangebote auf den Juniorwebseiten mehrerer Fußballvereine für einen landesweiten Skandal gesorgt.
Die christlichen Gruppierungen Church of England, Evangelical Alliance und die Salvation Army fordern daher ein komplettes Verbot. Obwohl Wettsponsorings inzwischen zum festen Standbein der Ligen und Vereine gehören, sollen die Anbieter innerhalb von Sportveranstaltungen nicht mehr werben dürfen. Schon die ursprüngliche Liberalisierung des Sektors, die durch den Gambling Act von 2005 unter Tony Blair erfolgte, habe gravierende Schäden nach sich gezogen.
Martin Bateman, CEO von Ambassadors Football, das ebenfalls in die Kampagne involviert ist, erklärte, dass die aktuelle Gesetzgebung zu viele Schlupflöcher bieten würde. Dies führe dazu, dass immer mehr Tipper problematische Spielweisen entwickeln, was im schlimmsten Fall im Suizid enden würde. Jeder fünfte Spielsüchtige hätte schonmal an Selbstmord gedacht, so Bateman.
Zu viele Wettreklamen im TV
Auch Andy Frost, der Direktor von Share Jesus International, betonte, dass inzwischen ein Punkt erreicht sei, an dem die britischen Gesetzgeber eingreifen müssten. Teilweise würden bei einem einzigen Fußballspiel über 16 Wettanzeigen geschaltet. Dies wiederum gefährde zahlreiche jüngere Menschen, für die es fast schon normal geworden sei, dass Sport und Wetten zusammenhängen.
Das hohe Werbeaufgebot hänge, so Frost weiter, unmittelbar mit den zahlreichen Wettpartnerschaften der Fußballvereine zusammen. Die Logos seien nicht nur auf den Trikots, sondern auch im Stadion, in Fanshops und auf den Homepages zu sehen. Eine weitere Liberalisierung berge zu hohe Risiken, man müsse die Entwicklung schnellstmöglich stoppen. Letztlich stünde auch die Integrität des Sports auf dem Spiel.
UK’s Fußballklubs rudern zurück
In Anbetracht der Reform rudern die Klubs der Premier League nun zurück. In einer Beratung, die Ende letzten Monats stattfand, gelangte man zu dem Schluss, Wettsponsoring künftig nicht mehr so stark zu inszenieren. Auch in punkto Werbung wolle man strengere Regeln unterstützen. Parallel rieten die Verantwortlichen aber von einem Verbot ab, da die Wettpartner, gerade in der Coronakrise, erhebliche finanzielle Vorteile bieten. Darüber hinaus müssten seriöse Buchmacher auch werben dürfen, damit die Kunden nicht in die Illegalität abwandern.