Südkorea kippt nächtliche Spielsperre

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 1. September, 2021

Während viele Länder sehr strenge Werbevorschriften für Glücksspiele ins Leben rufen, hat sich Südkorea vor Jahren etwas anderes einfallen lassen. Beide Ideen sollen den Spielerschutz erhöhen und vor allem Minderjährige in den Fokus nehmen. Nun wurde veröffentlicht, dass Südkorea die Spielsperre für Minderjährige wieder aufhebt.

Eine Szene aus dem Online Spiel Minecraft.

Minecraft – dieses Online Spiel ist in Südkorea sehr beliebt. ©Egnez/Pixabay/

Südkoreas Regierung mag es wirklich gut gemeint haben, als sie vor zehn Jahren die nächtliche Spielsperre ins Leben riefen. Das Problem, dass Kinder die Nächte mit einem Online Spiel verbringen anstatt zu schlafen, sollte damit behoben werden. Deshalb wurde für alle unter 16 Jahren eine Spielsperre für die Zeit zwischen 24 und 6 Uhr festgelegt.

Allerdings haben die letzten Jahre bewiesen, dass sich die Kinder nicht an das Gesetz halten. Die meisten der unter 16-Jährigen melden sich zum Beispiel am PC ihrer Eltern an und spielen über deren Account. Auf diese Weise kann natürlich kein Spielverbot aufrechterhalten bleiben. Ebenso kann damit die Altersbeschränkung umgangen werden.

Solch eine hat zum Beispiel Microsoft für sein beliebtes Spiel Minecraft erschaffen. Dieses Spiel durfte in Südkorea nur von Personen gespielt werden, die das 17. Lebensjahr beendet haben. Solche ebenfalls gut gemeinten Ideen führen jedoch ins Leere, wenn es den Kindern möglich ist, die Computer ihrer Eltern zu nutzen. Das sollten eigentlich die Eltern selbst verhindern, indem sie die PCs mit einem Passwort schützen.

Spielsperre wird aufgehoben

Nachdem das Gesetz so gut wie nicht beachtet wurde, hat die Regierung von Südkorea nun beschlossen, es wieder abzusetzen. Zugleich wird die Verantwortung an die Eltern abgegeben. Diese sollen sich ab sofort darum kümmern, ob und wann die Kinder spielen. Im Grunde genommen wäre es immer die Aufgabe der Eltern gewesen, ein nächtliches Spielen zu unterbinden.

Um die Eltern hier nicht im Stich zu lassen, gibt es einige Tipps: So könnten die Eltern in Zukunft das Spielen als Belohnung einsetzen, wenn die Kinder bessere Schulnoten erhalten oder ihre Hausaufgaben freiwillig und gut erledigen. Denn das war das größte Problem im Zusammenhang mit den Online Spielen: Viele Schüler schwänzten die Schule oder lernten nicht mehr. Die nächtliche Spielsperre wurde jedoch auch erschaffen, um eine Spielsucht zu verhindern.

Zweite Neuerung wurde bekanntgegeben

Südkorea nimmt nicht nur das Gesetz bezüglich der Spielsperre zurück. Es gab eine zweite Idee, die in Südkorea aktiv war: Ein Auswahlsystem, mit dem die Eltern festlegen konnten, auf welches Spiel ihr Nachwuchs Zugriff hatte. Dieses System wurde 2012 eingeführt. Die Eltern konnten hier zwischen 40 Spielen wählen, die von sieben verschiedenen Spieleherstellern stammten.

Den Erfahrungen zufolge wurde auch dieses System kaum genutzt. Deshalb möchte die Regierung das Auswahlsystem zuerst modifizieren. Sollte es auch dann nicht genutzt werden, wird es wahrscheinlich ebenfalls abgeschafft. In diesem Fall wäre ein uneingeschränktes Spielen für Minderjährige auch in Südkorea möglich. Oder: Es bleibt alles in der Hand der Eltern, was und wann die Kinder spielen.