Spov kritisiert ESBK wegen Online Poker

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 8. October, 2020

Der Schweizer Pokerverband Spov hat die nationale Glücksspielbehörde ESBK (Eidgenössische Spielbankenkommission) für ihre angeblich langsame Arbeitsweise bei der Regulierung von Online Poker kritisiert. Obwohl das neue Geldspielgesetz legale Angebote ermöglicht, müssen Spieler immer noch auf den Schwarzmarkt zurückgreifen. Auf Anfragen soll die Behörde mit Ausflüchten und gehaltlosen Angaben reagieren.

Pokerspieler sitzen am Spieltisch.

Erst seit kurzem dürfen wieder kleinere Turniere außerhalb von Casinos stattfinden. ©DrewRae/Pexels

Laut Aussagen des Spov-Präsidenten René Ruch, hatte die ESBK im Vorfeld der Gesetzesnovelle versprochen, Online Poker schnell zu regulieren. Zwei Jahre nach der Abstimmung haben es Schweizer Pokerspieler aber immer noch schwer, da kaum attraktive legale Angebote innerhalb und außerhalb der landbasierten Spielbanken und Casinos existieren. Kunden fahren daher ins Ausland oder spielen auf illegalen Seiten.

Während die Behörde Online Casinos schnell legalisiert hat, ließe sie sich bei der Bewilligung von Online Poker-Anträgen viel Zeit. Der Prozess würde sich laut Ruch immer wieder durch neue Hürden und eine auffallend penible Gesetzesauslegung verzögern. Dass die Spieler der Schweiz immer noch nicht legal spielen dürfen, sei eine Frechheit. Der Spielerschutz würde durch die Arbeitsweise der ESBK massiv gefährdet.

Das neue Geldspielgesetz sieht vor, dass Online Glücksspiele nur über landbasierte Casinos angeboten werden. Ruch erklärte, dass das Casino Davos schon im Mai 2019 einen Antrag für Online Poker eingereicht habe, dieser wurde jedoch bis heute nicht bewilligt. Mit dem vorgeschlagenen Technologiepartner PokerStars war die Behörde angeblich nicht einverstanden, da PokerStars ein Referendum gegen das neue Geldspielgesetz unterstützt hatte.

Pokerplattformen zu aufwendig?

Ähnlich sieht es bei einem Antrag der Swiss-Casinos-Gruppe aus, die im darauffolgenden Dezember einen Antrag gestellt hatte. Auch diesem wurde bis dato nicht stattgegeben. Als Partner wurde in diesem Fall der Marktriese Playtech vorgeschlagen. Die ESBK begründete ihr Vorgehen damit, dass die Verbindung der Schweizer Casinos mit internationalen Pokerplattformen viel aufwendiger sei als bei anderen Online Glücksspielen.

Auf diesbezügliche Anfragen von Spov habe die ESBK wieder nicht hinreichend reagiert. Laut Ruch soll die Behörde nur erklärt haben, dass es wichtig sei, eine transparente Abrechnung sowie eine großflächige Überwachung der Spieler und Anbieter gewährleisten zu können. Die Anträge würden umgehen bewilligt, wenn alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, dies sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht der Fall.

Poker war zehn Jahre lang verboten

Die Bewilligungen stehen also weiterhin aus. Dies, obwohl das neue Geldspielgesetz eigentlich eine erfolgreiche Marktkanalisierung erzielen sollte. Spieler sollten vom Schwarzmarkt abgezogen werden und einen optimalen Spielerschutz bei lizenzierten Betreibern erhalten. Durch die Verzögerungen gehen dem Staat obendrein hohe Steuereinnahmen verloren. Es bleibt abzuwarten, ob auch die Regierung auf das Fiasko regieren wird.

In der Schweiz war Poker außerhalb der landbasierten Spielbanken über zehn Jahre lang verboten. Erstmals fand kürzlich wieder ein legales Turnier außerhalb der Casinos statt. Gespielt wurde im Hotel Kreuz in Hochdorf, Kanton Luzern. Bei einem Buy-in von 100 Franken wurde an vier Tischen á neun Spieler gepokert. Das Event war (natürlich) schnell ausgebucht. Zeitungen sprachen von einem Neuanfang.