Spielsüchtiger Bänker muss 1,7 Mio. Euro zurückzahlen

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Sunday, 25. November, 2018

Das Amtsgericht Hamburg Barmbek hat den 44-jährigen spielsüchtigen Bänker Lars I. zu zwei Jahren Bewährung und zur Rückzahlung von 1,7 Mio. Euro an seinen ehemaligen Arbeitgeber Haspa Bank verurteilt. Um an Geld für Börsengeschäfte zu kommen, hat der ehemalige Vize-Filialleiter 95 Kundenkonten gefälscht.

Den fiktiven Personen gewährte er Dispokredite und Privatdarlehen, das Geld hob er selbst ab, transferierte es auf zwei Privatkonten in München. Los ging alles Mitte 2013, mit dem Tipp eines Kollegen, der auf steigende und fallende DAX-Kurse setzte. Fortan kaufte sich Lars I. ebenfalls Wertpapiere, solange, bis das Geld alle war – und Schulden sich häuften.

Nachdem der eigene Vater es ablehnt hatte, ihm Geld zu leihen, begann er Haspa-Kundenkonten zu fälschen. Am Ende waren es 95. Seinen Arbeitgeber erleichterte er somit binnen 13 Monaten, zwischen Ende 2013 und 2015, um ganze 1,7 Mio. Euro. Dann flog er auf, begab sich in Behandlung. Der Angeklagte kommentierte vor Gericht:

„Ein totaler Teufelskreis. Um die Schulden abzubezahlen, nahm ich immer wieder Geld auf. Ich schaffte es nicht auszubrechen, der Druck zu gewinnen wurde immer größer.“

“Komplett andere Welt“

In der Tat: Ein psychologischer Gutachter attestierte dem gelernten Bankkaufmann – der angab, sich zu dieser Zeit in einer „komplett anderen Welt“ bewegt zu haben – die „typische Dynamik eines Spielsüchtigen“. Lars I. habe seine Sucht demzufolge „nicht kontrollieren“ können, es sei ihm nicht um „persönliche Bereicherung“ gegangen, so der Psychologe.

Obgleich die Staatsanwaltschaft Hamburg-Nord infolge des psychiatrischen Berichts auf Freispruch plädierte, urteilte der vorsitzende Richter mit strenger Milde: Zwei Jahre Bewährung, das Geld muss an Haspa zurückgezahlt werden. Die Begründung des Juristen:

„Wir können uns nicht vorstellen, dass Sie nicht anders konnten, als so zu handeln.“

Lars I. hat sich infolge seines Psychiatrieaufenthalts in eine Wiedereingliederungsmaßnahme begeben und arbeitet derzeit in der Personalabteilung eines Mainzer Unternehmens. Dieses stellte ihm laut eigenen Angaben jüngst ein positives Zeugnis aus. Sein psychologischer Gutachter bescheinigt dem Ex-Zocker an dieser Stelle „Beachtliches“ geleistet zu haben.