Spielsalons auf Mallorca in der Kritik
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 7. November, 2019
Die Behörden der Balearen-Hauptstadt Palma kritisieren das immer höhere Aufgebot von Spielsalons und Wettbüros auf Mallorca. Geplant werden schärfere Kontrollen. Palma zählt mittlerweile zu den Städten mit der höchsten Dichte an Spielhallen in ganz Spanien. Verwandelt sich Mallorca von einer Partyinsel in eine Glücksspielhochburg?
Mit Sorge um den Kinder- und Jugendschutz blicken die Behörden Palmas derzeitig auf die Entwicklung des mallorquinischen Spielhallensektors. Vor allem in den weniger wohlhabenden Vierteln der Balearen-Hauptstadt, wo die Mieten billiger sind, sollen immer mehr Glücksspielstätten eröffnen. Grund ist insbesondere die Zunahme des Sportwettgeschäfts, bedingt durch eine Gesetzesänderung im August 2017, die es mallorquinischen Spielhallenbetreiber erstmals ermöglichte, Sportwetten legal anzubieten.
„Wir werden alles dafür tun, dass die Balearen nicht zu einem Low-Cost-Las-Vegas werden und die Situation überwachen“, lautet das aktuelle Kredo von Miguel Piñol, dem Leiter der Abteilung für Gewerbe der balearischen Landesregierung. Unter den gegebenen Gesichtspunkten fordert Piñol eine schärfere Durchsetzung der Vorschriften und hat härtere Kontrollen angekündigt. Er verweist darauf, dass Palma mit insgesamt 59 Spielsalons (Salas de juegos) und fünf reinen Wettbüros (Casas de apuestas deportivas) inzwischen offiziell zu den Städten mit der höchsten Spielhallendichte in ganz Spanien zählt. Man sorge sich daher um eine Zunahme des problematischen Glücksspiels.
Einhaltung der Richtlinien
Der Fokus der Kontrollen soll vor allem auf der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften liegen: Auf den Balearen gilt, ähnlich wie in Deutschland, eine Mindestabstandsregel zwischen Glücksspielstätten und Spielplätzen sowie Schulen. Dazwischen müssen mindesten 100 Meter liegen. Außerdem gilt eine 500 Meter-Abstandsregel zwischen den einzelnen Spielsalons. Darüber hinaus wird ein Schwerpunkt auf den Eingangskontrollen liegen, hier kritisiert Piñol die unzulänglichen Altersüberprüfungen. Im Gespräch mit der mallorquinischen Tagezeitung Mallorca Zeitung (MZ) heißt es:
“Die Betreiber sind verpflichtet, sich von jeder Person, die das Lokal betritt, den Ausweis zeigen zu lassen. Nicht nur den Minderjährigen, auch den aktuell 650 Menschen, die sich der Gefahr der Spielsucht bewusst sind und sich daher freiwillig in eine Liste eingetragen haben, muss der Zutritt verweigert werden. Theoretisch hätte das Personal der Spielsalons sie auch vorher schon kontrollieren sollen, bald ist es aber dazu verpflichtet.”
Inspektorenteam nimmt Kontrollen vor
Ab Mitte November soll ein Inspektorenteam der Landesregierung mit den Inspizierungen der Betriebe beginnen. Sollten im Rahmen der Überprüfungen besonders schwerwiegende Verstöße wie Geldwäsche oder illegale Kartenspiele festgestellt werden, wird die Nationalpolizei hinzugezogen. In der Vergangenheit hat diese schon öfter mit dem spanischen Spielhallensektor zu tun gehabt. Im Rahmen der sogenannten „Operation Arcade“ kam es erst kürzlich zu einer landesweiten Überprüfung von Spielhallen.
1.881 von insgesamt 3.000 Spielsalons und Wettbüros wurden unter die Lupe genommen. Die Polizei registrierte 28 minderjährige Spieler sowie 184 Erwachsene, die sich nicht ausweisen konnten. Es kam zu vier Festnahmen. Wie Piñol an dieser Stelle erklärt, drohen den mallorquinische Spielsalonbetreibern bei Verstößen Geldstrafen von bis zu 700.000 Euro. Bei regelmäßigen Verstößen droht gar der Lizenzentzug.
Ob sich die Anzahl mallorquinischer Glücksspielstätten auf Dauer wieder reduziert – oder ob sich der redensartliche „Ballermann“ zukünftig in eine Glücksspielhochburg verwandelt, bleibt abzuwarten. Laut MZ haben die Betreiber inzwischen bereits auf die Kritik reagiert und damit begonnen, mit großflächigen Verbotsschildern für Minderjährige an den Eingängen Position zu beziehen. Zudem würden die gesetzlichen Vorschriften in vielen Salons bereits öffentlich ausgestellt und exakte Alterskontrollen vorgenommen.