Pokerkeller in Wien ausgehoben

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 30. September, 2020

In der vergangenen Woche kam es in Wien erneut zu einer Polizeirazzia gegen illegales Glücksspiel. Im Visier der Ermittler stand diesmal ein illegaler Pokerkeller im 3. Bezirk, dort soll über den ganzen Sommer hinweg um hohe Summen gespielt worden sein. Auch ein zu diesem Zeitpunkt leerer Drogenbunker wurde entdeckt. Die Hintermänner sind den österreichischen Behörden längst bekannt.

Ein Kreuz-König und ein Pik-König werden aufgedeckt.

Die Polizei stellte unter anderem gezinkte Spielkarten sicher. ©MichalParzuchowski/Unsplash

Anklagen wegen illegalen Glücksspiels, Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug wurden gegen einen 27-jährigen Österreicher und einen 47-jährigen Dänen eingeleitet. Beide waren schon Anfang 2020 wegen illegalen Glücksspielaktivitäten im 15. Bezirk aufgefallen, außerdem beziehen beide Notstandshilfe und Arbeitslosengeld. Die Polizei vermutet, dass die Drahtzieher durch illegales Poker und Drogenhandel zu mehr Geld kommen wollten.

Da die beiden sogar auf Facebook für die illegalen Spiele geworben hatten, konnten die Kriminellen auf frischer Tat ertappt werden. In dem Keller zugegen waren auch fünf Spieler. Konfisziert wurden folglich zwei Pokertische und Equipment, zum Beispiel gezinkte Karten, Spielchips und Mischgeräte. Darüber hinaus wurde ein illegaler Wettautomat beschlagnahmt.

Nur mit Hilfe von Spürhunden konnte außerdem der besagte Drogenbunker entdeckt werden. Es wird vermutet, dass in dem Keller nicht nur gespielt, sondern auch mit gefährlichen Drogen wie Kokain und Chrystal Meth gedealt wurde. Bei den anwesenden Personen wurden obendrein unbekannte Mengen an Cannabis sichergestellt. Die Einnahmen, die sich aus der Verbindung von Poker und Drogenhandel generierten, sollen laut Polizei im fünfstelligen Bereich liegen.

Zugang nur mithilfe von Schlosser

Da die Tür zum Keller versiegelt war, musste sich die Polizei mithilfe eines Schlossers Zutritt verschaffen. Auch der Wettautomat musste ausgebaut werden. Dies ist in Österreich keine Seltenheit, den Beamten wird ihre Arbeit regelmäßig erschwert. In der Vergangenheit wurden Türen sogar schon unter Strom gesetzt. Obendrein wurden Automaten, die oft einbetoniert oder mit Gewindestangen am Boden befestigt werden, auch schon mit Reizgas präpariert.

Hintergrund der brisanten Situation ist, dass die Behörden zu lange nicht stringent genug gegen illegale Spielautomaten vorgegangen sind, obwohl schon seit 2012 strengere Vorgaben gelten. Erst seit 2018 führt die Polizei regelmäßig Razzien durch. In der Zwischenzeit ist jedoch eine regelrechte Automatenmafia entstanden, die die konfiszierten Geräte schon über Nacht ersetzt. Das Engagement der Polizei gleicht einem Kampf gegen Windmühlen.

Allein in Wien wurden in diesem Jahr schon 13 Mio. EUR an Bußgeldern verhängt. Landesweit kam es zu 278 Razzien. Seit 2018 wurden Tausende Automaten konfisziert und vernichtet. Der größte Schlag gelang im Mai 2019. Bei der sogenannten Operation Joker wurden über 600 Automaten auf einen Schlag sichergestellt. Die Politik sprach von einem Nachschublager und dem größten Sieg gegen die Automatenmafia in der Geschichte.

Politiker fordern Offensive

Der Innenminister Österreichs, Karl Nehammer, begrüßte in diesem Sinne die erfolgreiche Razzia und forderte dazu auf, weiterhin offensiv gegen illegales Glücksspiel vorzugehen. Es handle sich um eine Art des organisierten Verbrechens, der man nur mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Politik und Polizei begegnen könne.

Dies bestätigte auch der österreichische Finanzminister Gernot Blümel. Illegales Glücksspiel könne Lebensgrundlagen ruinieren und ganze Familien zerstören. Die zunehmende Kombination aus Drogenhandel, Drogenkonsum und Glücksspiel sei höchstbedenklich. Man wolle weiterhin entschlossen dagegen vorgehen. In diesem Sinne müssen die beiden angezeigten Drahtzieher nun mit einer Geldstrafe von bis zu 30.000 EUR rechnen und vermutlich Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zurückzuzahlen.