Österreich: Kampf gegen illegale Automaten

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 6. August, 2020

Österreich setzt seinen Kampf gegen illegale Spielautomaten fort. Im Rahmen einer großangelegten Polizeirazzia in Oberösterreich wurden vergangene Woche weitere 38 Geräte beschlagnahmt. Anzeigen wurden gegen die Betreiber mehrerer Restaurants eingeleitet. Teils waren die Automaten mit Gewindestangen am Boden befestigt, um den Ermittlern die Konfiszierung zu erschweren.

Handschellen, Funkgerät und Pistole an einem Polizisten.

Auch ein illegales Pokerturnier wurde aufgelöst, es kam zu zwei Festnahmen. ©cocoparisienne/Pixabay

Schon seit längerem lässt sich die österreichische Glücksspielmafia immer trickreichere Methoden einfallen, um die Polizei bei ihrer Arbeit zu behindern. So kam es in den letzten zwei Jahren vermehrt zu berichten über einbetonierte Spielautomaten, die teils schon über Nacht ersetzt werden. Außerdem sollen Türen unter Strom gesetzt oder Spielgeräte mit Reizgas präpariert worden sein.

Auch bei der letztwöchigen Razzia gegen sechs illegale Glücksspielbetriebe in den Städten Linz und Wels mussten Schweißer eingesetzt werden, um die Geräte zu beschlagnahmen. Eines der Restaurants wurde innerhalb der letzten sieben Monate gar sieben Mal überprüft, wobei jedes Mal illegale Spielautomaten sichergestellt wurden. Allein in diesem Betrieb wurden seit Mai über 20 Geräte ausgebaut.

Die untersuchten Örtlichkeiten wurden von den 21 beteiligten Beamten der Finanzpolizei vorläufig geschlossen. Aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft wurden Anzeigen gegen die Besitzer eingeleitet. In der Stadt Wels, die momentan als Hotspot für illegale Glücksspielaktivitäten gilt, kam es außerdem zu zwei Festnahmen aufgrund eines illegalen Pokerturniers an dem mehr als 30 Personen beteiligt waren.

Bei den festgenommenen Personen handelt es sich um einen 44-jährigen Serben, der sich illegal in Österreich aufhielt und um einen 37-jährigen Albaner. Ob es sich bei den Personen um Drahtzieher des Geschehens handelt, ist bislang unklar.

Finanzminister Blümel zufrieden

Der österreichische Finanzminister Gernot Blümel gratulierte der Polizei für den gelungenen Einsatz. Man könne der Dreistigkeit der Spielautomatenmafia nur mit offensiven Polizeiaktionen begegnen, so der Politiker. Außerdem würden durch nicht-registrierte Automaten Steuern hinterzogen und der Spielerschutz auf gravierende Weise gefährdet. Besonders in Ballungsräumen sei die Situation momentan nur schwer zu kontrollieren.

Als Finanzminister untersteht Blümel die Finanzpolizei des Landes. Diese befasst sich sowohl mit Steuer- und Sozialversicherungsbetrug als auch mit illegalem Glücksspiel und Arbeitsrechtsverstößen. Um eine noch bessere Kontrolle des Glücksspielsektors zu erzielen, forderte Blümel im letzten Januar die Einführung einer spezifischen Glücksspielbehörde, welche die umfassenden Aufgaben des Finanzministeriums übernehmen soll.

Serie an Razzien seit 2018

Der jüngste Polizeieinsatz ist der letzte einer großangelegten Serie an Razzien, die seit 2018 durchgeführt werden. Tausende illegale Spielautomaten wurden seitdem beschlagnahmt. Den bisher größten Erfolg verzeichnete die Polizei im Mai 2019 im Rahmen der Operation Joker. Hierbei wurden über 600 Spielautomaten konfisziert. Der bis dato größte Erfolg gegen die Automatenmafia.

Die Geräte wurden in einer Halle gelagert, die Staatsanwaltschaft sprach von einem Nachschublager für illegale Glücksspielaktivitäten. An der Aktion waren 320 Ermittler beteiligt, die außerdem 43 Wohnungen durchsuchten und dabei fünf Personen festnahmen. Darunter der Anführer der sogenannten Wiener Gruppe, welche als kriminelle Organisation eingestuft wird.

Beschlagnahmt wurden auch Gold und Silberbarren sowie rund 382.000 EUR in bar. Die Polizei geht davon aus, dass die Gruppe über 1,6 Mio. EUR durch illegales Glücksspiel unterschlagen hat. Die Zahl basiert unter anderem auf den Untersuchungen von über 30 Bankkoten.