NSW reagiert auf Pokie-Problem
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 14. October, 2020
Als erstes australisches Bundesland hat New South Wales auf das seit Jahren diskutierte Pokie-Problem reagiert. Geplant ist ein Bargeldverbot und die Einführung einer personalisierten Glückspielkarte für Spieler. Als Pokies bezeichnen Australier ihre etlichen Pokerautomaten, diese befinden sich nicht nur in Casinos und Spielhallen, sondern auch in Pubs, Discos, Einkaufszentren und öffentlichen Plätzen.
Gemessen an der Dichte der Bevölkerung zählt Australien weltweit die meisten Pokerautomaten, inzwischen sind es weit über 180.000 Maschinen. Der Staat NSW ist mit 95.000 registrierten Pokies Spitzenreiter. Obwohl jährlich rund 1 Milliarde Dollar an Steuern durch die Automaten generiert werden und die Branche rund 100.000 Arbeitsplätze zählt, geht das Bundesland nun entschieden gegen die Automaten vor.
Zukünftig gilt in NSW ein Pokie-Bargeldverbot, fortan wird eine Glücksspielkarte eingeführt. Auf dieser müssen die Spieler ihr Geld im Vorfeld einzahlen. Das System funktioniert damit ähnlich wie das der bargeldlosen Opal-Karten im öffentlichen Verkehr. Um einen besseren Spielerschutz zu gewährleisten, ist die neue Karte mit dem Glücksspiel-Ausschlussregister des Landes verbunden. Zur Identifizierung der Spieler wird eine digitale Gesichtserkennung verwendet.
Verantwortlich für die Reform ist der Kabinettsminister Victor Dominello. Dieser hatte den Entwurf vor zwei Wochen dem Oberhaus zur Konsultation vorgelegt und breite Zustimmung sowohl von den Grünen als auch von One Nation erhalten. Ein Hauptgrund für den Zuspruch war der massive Anstieg der Pokie-Einnahmen um satte 12% nach der Aufhebung des Corona-Lockdowns.
Landesweiter Anstieg der Pokie-Umsätze
Wachstumsschübe wurden zuletzt in ganz Australien beobachtet, die Maschinen verbuchten sogar Rekordeinnahmen. Im Juli lagen die Spieleinsätze bei 293 Millionen Dollar, während es im Februar noch 161 Millionen Dollar waren. In einigen Gebieten verdoppelten sich die Umsätze binnen kurzer Zeit. So zum Beispiel in Mount Isa, wo die Spieler im Juli satte 4,5 Millionen Dollar ausgaben, im Februar waren es hingegen noch 2 Millionen.
Zu ähnlichen Beobachtungen kam es auch in Cairns, wo im Juli unglaubliche 17 Millionen Dollar eingesetzt wurden, im Februar waren es hingegen noch 8 Millionen. Die Spielerschutzinitiative Alliance For Gambling (AFG) forderte die Regierung folglich dazu auf, die Automaten sogar komplett abzuschaffen. Auch der Universitätsprofessor Matthew Rockloff schaltete sich ein und warnte vor der auffallend hohen Spielaffinität infolge des Lockdowns.
Kritik vonseiten des Gastgewerbes
Victor Dominello sieht sich mit scharfer Kritik vonseiten der Kneipen- und Pub-Betreiber konfrontiert. Diese befürchten massive Gewinneinbußen durch die neuen Regeln. Die Maßnahmen würden zu einem Zeitpunkt eingeführt, an dem es sich die Branche am wenigsten leisten könne. Man habe bereits mit den erheblichen Auswirkungen des Lockdowns zu kämpfen, kommentierte Josh Landis, ein Clubchef in NSW gegenüber SMH.
Die Einnahmen aus der Sparte Glückspiel seien bereits durch die 10-wöchige Schließung um 14% abgeflacht. In der Sektion Lebensmittel und Getränke habe man mit Verlusten zwischen 60 und 70% zu kämpfen. Laut Aussagen des Hotelverbands von NSW würden viele kleinere Etablissements die neuen Maßnahmen nicht überleben.
Dominello entgegnete dieser Kritik jedoch damit, dass die Corona-Krise bereits bewiesen habe, wie schnell sich die Betriebe, wenn nötig, umstrukturieren können. Die Abhängigkeit von Pokies sei Teil einer alten Realität, von der man sich schnellstmöglich und mithilfe modernster Überwachungssysteme lösen müsse.