NRW: Razzien gegen illegales Glücksspiel

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 26. August, 2020

In der vergangenen Woche ist das Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) vehement gegen Clankriminalität im Zusammenhang mit illegalen Glücksspielaktivitäten vorgegangen. In zehn Städten des Ruhrgebiets kam es zu Razzien an denen über 1.000 Polizisten mitwirkten. Unter anderem wurden etliche manipulierte Spielautomaten sichergestellt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) begrüßte die Aktion.

Ein Polizeiwagen beim Einsatz.

Laut Polizei geht das Glücksspiel mit Schutzgelderpressung und Steuerhinterziehung einher. ©MarkusSpiske/Pexels

Der Politiker hatte bereits 2019 eine Null-Toleranz-Strategie propagiert. Man habe mit der Aktion gezeigt, dass im Bundesland NRW nicht die Gesetze der Clans, sondern die des Staates gelten. Den zumeist kurdisch-libanesischen Familien wolle man keine rechtsfreie Zone gewähren. In den letzten 30 Jahren sei es an dieser Stelle zu massiven Fehlentwicklungen gekommen, die man nun wieder rückgängig machen müsse.

Reul verwies diesbezüglich auf einen LKA-Bericht aus 2019. Hiernach existieren in NRW rund 104 Clanfamilien, die sich vorwiegend mit illegalem Glücksspiel, Erpressung und Steuerhinterziehung finanzieren. Allein 2018 habe man 6.500 Verdächtigen aus der Szene über 14.000 Straftaten nachgewiesen. Zusammen mit Niedersachsen, Ostdeutschland, Berlin und Bremen gehört NRW demnach zu den deutschen Clan-Hotspots.

Vor allem die Ruhrmetropole Essen zählt in NRW zu den Hochburgen. Allein dort wirkten bei den Razzien über 300 Polizisten mit. Die Ermittler untersuchten hier mehrere Wettbüros und Shishabars, unter anderem wurde ein versteckter Eingang hinter einem Schrank entdeckt. Darin befanden sich drei illegale Spielautomaten und ein Pokertisch. In fünf untersuchten Lokalen wurden insgesamt neun manipulierte Automaten beschlagnahmt, 21 wiesen Sicherheitsmängel auf.

Glückspielexperten im Einsatz

Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) bestätigte, dass Essen eines der Hauptzentren für kriminelle Clanaktivitäten ist. Eine Sondereinheit der Polizei beobachte die Machenschaften schon seit Jahren. Auch die Steuer- und Zollbehörde sowie Glücksspielexperten der Regierung seien mittlerweile im Einsatz. Nicht nur im Zusammenhang mit Spielautomaten, sondern auch in Bezug auf die Corona-Schutzverordnungen käme es häufig zu gravierenden Verstößen.

Essen gilt laut Kufen als Standbein der Clans. Das Geld stamme dort zum größten Teil aus illegalen Glücksspielaktivitäten. Die manipulierten Automaten erzielen dabei die höchsten Einnahmen. Zudem sollen die Betreiber der Lokalitäten häufig unter Druck gesetzt werden und müssten Schutzgeld zahlen. Oft würden die illegalen Spieltreffs als Kneipe oder Shishabar getarnt. So wurde bei den Razzien zum Beispiel ein Spieltreff an der Ecke Tempelhof/Heinrich-Sense-Weg enttarnt.

Ruhrgebiet im Fokus der Polizei

Neben Essen kam es außerdem zu Razzien im Kreis Mettmann, in Bochum, Mülheim, Gelsenkirchen, Dortmund, Wuppertal, Duisburg und Herne. Überall wurden vereinzelt Verstöße festgestellt und manipulierte Spielautomaten beschlagnahmt. In Duisburg wurde unter anderem eine Spielhalle in einer vermeintlichen Teestube entdeckt.

Insgesamt wurden bei den Razzien 19 Automaten, 34.000 Euro an Bargeld und drei Kilo illegaler Shisha-Tabak konfisziert. Elf Lokale wurden aufgrund schwerer Verstöße sogar geschlossen. In Bochum kam es außerdem zu über 50 Personenkontrollen. Ob es auch zu Festnahmen kam, ist bislang unklar.