Neue Wettsteuer in Italien
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 4. June, 2020
Das Land Italien hat die Etablierung einer neuen Wettsteuer bestätigt. Die zusätzlichen Einnahmen sollen unter anderem in den Sportsektor fließen, der zurzeit millionenschwere Verluste aufgrund der Corona-Krise verzeichnet. Allerdings kritisieren die ebenfalls angeschlagenen Buchmacher den Schritt. Diese fordern eine Abschaffung des 2019 eingeführten Sponsoring- und Werbeverbots.
Laut Aussagen der Regierung handelt es sich um eine Steuer von 0,5 Prozent der Sportwettumsätze, womit bis 2021 voraussichtlich 90 Mio. EUR zusätzliche Steuereinnahmen generiert werden können. Der Abschlag ist Teil des Gesetzesdekrets Nr. 34, welches in Italien auch als „Decreto Rilancio“ bekannt ist. Hierin wurden verschiedene Sofortmaßnahmen festgelegt, um den Auswirkungen der Pandemie entgegenzuwirken.
Die Maßnahmen wurden dem italienischen Parlament im Eilverfahren vorgelegt. Regierungschef Giuseppe Conte setzte das Paket letzte Woche in Kraft. Die einzelnen Schritte beziehen sich vor allem auf die Stabilisierung der Wirtschaft, insbesondere des Gesundheitssystems und Sportsektors. Ziel sei die Unterstützung der Arbeitgeber, Verbände und Vereine bei der Erholung von der Pandemie.
Einnahmen fließen in Rettungsfonds
Die zusätzlichen Einnahmen aus der Wettsteuer sollen in einen spezifischen Rettungsfonds fließen, der zur Rettung des nationalen Sportsektors eröffnet wurde. Laut Aussagen von SBC News wird der Fonds nicht nur die Serie A unterstützen, sondern auch das Ministerium für Jugend und Sport, welches für den Profi- und Amateursport zuständig ist.
Die Zahlung der neuen Wettsteuer erfolgt vierteljährlich und muss bis zum 31. Dezember 2021 gezahlt werden. 40 Mio. EUR sollen noch im Jahr 2020 generiert werden, 2021 wird mit weiteren 50 Mio. EUR gerechnet. Wie aus dem Dekret hervorgeht, könnte die Steuer zu einem früheren Zeitpunkt zurückgezogen werden, sofern das Finanzziel schon vor Ablaufdatum erzielt wurde.
Neue Wettsteuer in der Kritik
Die land- und onlinebasierten Wettanbieter Italiens haben durch den Corona-Lockdown bereits millionenschwere Verluste zu verzeichnen. Die Einnahmen fielen im März um 59,3% auf 75,3 Mio. EUR. Im April sanken sie um weitere 72,7% auf lediglich noch 20,6 Mio. EUR. Die neue Wettsteuer wird von der angeschlagenen Branche daher massiv kritisiert und als „zusätzliche Belastung“ beschrieben.
Der italienische Industrieverband LOGiCO (Lega Operatori di Gioco su canale Online) erklärte, die Maßnahmen der Regierung seien aus „wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht unangemessen und unhaltbar“. Die Gesetzgeber würden sowohl gegen die Steuergerechtigkeit verstoßen als auch nicht-lizenzierte Anbieter fördern. Laut Moreno Marasco, Präsident von LOGiCO, würden die italienischen Buchmacher ohnehin schon hoch besteuert.
In der Tat mussten die Betreiber Anfang 2019 bereits eine Steuererhöhung von 18% auf 20% hinnehmen. Außerdem wurde die Abgabe für Online Sportwetten von 22% auf 24% erhöht. Die zusätzlichen Einnahmen sollten zur Sanierung des Haushalts eingesetzt werden. Auch in diesem Fall kritisierten die Anbieter die Maßnahmen.