Matchfixings im Tennis nehmen zu

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 13. January, 2021

Oft genügt schon eine angetäuschte Verletzung zwischen den Spielen eines Satzes, um die Wettquoten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wie aus einem neuen ZDF-Report hervorgeht, sind illegale Spielabsprachen, sogenannte Matchfixings, nirgends so leicht wie im Tennis. Und die Fälle nehmen rasant zu. Kontrollgremien wie TIU (Tennis Integrity Unit) wirken machtlos.

Die Beine einer Tennisspielerin auf dem Feld.

Sowohl unter Frauen als auch Männern soll es regelmäßig zu Spielabsprachen kommen. ©tenisenelatlantico/Pixabay

Schon seit längerem wird von Sportexperten und Buchmachern befürchtet, dass TIU ihrer Aufsichtspflicht nicht mehr gerecht werden kann. Dies, obwohl Meldungen über gesperrte Spieler beinahe wöchentlich erscheinen. Wie ZDF berichtet, gehört es inzwischen zum Alltag des Tennissports und der Aufsichtsbehörden, dass die Sicherheitssysteme der Wettbetreiber Alarm schlagen, da verdächtig hohe Einsätze platziert werden.

Laut Europol sei die Zunahme der verdächtigen Wettaktivitäten im Tennis vor allem auf die uneinheitlichen Glücksspielregeln in Europa zurückzuführen. Besonders im Individualsport Tennis sei es für Betrüger leicht, einzelne Spiele oder Sätze zu manipulieren. In einigen Ländern würden Wettmanipulationen immer noch nicht strafrechtlich verfolgt.

Mitte letzten Jahres hatte Europol bereits vor einer Zunahme an Matchfixings im Tennis gewarnt. Im Jahr 2016 sollen im Tennis nur 11 Spiele manipuliert worden sein, doch schon 2017 sei die Zahl der gemeldeten Fälle auf 236 gestiegen. Bis heute sei die Tendenz steigend, die Dunkelziffer soll weitaus höher liegen. Tennis gilt laut Europol eindeutig als Problemsport.

Sind geringe Verdienste verantwortlich?

Das ZDF, dem kürzlich eine Skandalliste mit Dutzenden manipulierten Partien zugespielt wurde, sprach zu dem Thema unter anderem mit dem Schweizer Tennisprofi Johan Nikles (23). Dieser befindet sich momentan auf Platz 500 der Weltrangliste. Laut Nikles seien es vor allem die geringen Verdienstmöglichkeiten von niedrigplatzierten Spielern, die zur Kriminalität verleiten. Mit Matchfixings ließe sich sehr viel Geld in kurzer Zeit machen.

Dass immer mehr Spieler betrügen, sei für ihn daher nicht überraschend. Auch bei größeren Turnieren würde betrogen. Ihm selbst seien erst vor kurzer Zeit zwischen 3.000 und 5.000 EUR angeboten worden, dafür, dass er sich zwischen bestimmten Sätzen nicht nach besten Kräften bermüht. Dieses Angebot habe er an TIU weitergeiltet, wie es die Richtlinien des sogenannten Tennis-Anti-Korruptions-Programms (TACP) vorsehen.

Auch Nikles bestätigte, dass es im Tennis besonders leicht sei, Quoten zu beeinflussen. Oft genüge schon eine angetäuschte Verletzung oder eine gespielte Schwächephase in einzelnen Spielen, um die Quoten in die gewünschte Richtung zu treiben. Diese Verhaltensweisen sind kaum als Betrug nachzuweisen.

Spart TIU an der falschen Stelle?

Zurzeit sperrt TIU etliche Spieler, zuletzt die Slowakin Dagmara Baskova für 12 Jahre, da ihr fünf Fälle von Matchfixings nachgewiesen wurden. Kruz davor erhielten auch die bulgarischen Tennisbrüder Karen und Yuri Khachatryan eine lebenslange Sperre. Häufig sind es Spieler aus den unteren Rängen, die von TIU festgenagelt werden.

Doch auch in den oberen Rängen soll betrogen werden. Nikles kritisiert daher, dass TIU zu oft nur in den unteren Rängen nach Übeltätern sucht. Seiner Meinung nach müsse die Instanz vermehrt in namhafte große Turniere eingreifen, anstatt zu versuchen, den Sport öffentlichkeitswirksam zu schonen. Zu viele Spieler sollen in die Matchfixings involviert sein, sodass es ein Fiasko für den Tennis wäre, diese alle zu sperren.