Lootboxen: Verbot droht in Spanien

Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Thursday, 4. March, 2021

Nach Verboten in Belgien und den Niederlanden scheint sich auch in Spanien ein Verbot von Lootboxen anzubahnen. Die zuständige DGOJ (Dirección General de Ordenación del Juego) hat eine Untersuchung in mehreren Stufen eingeleitet. Als erstes prüfte die Aufsichtsbehörde die Frage, ob die virtuellen Schatzkisten unter das Glücksspielgesetz fallen.

Zwei Heranwachsende spielen ein Videospiel.

Gefährden die zufallsbasierten Schatztruhen Kinder und Jugendliche? ©RyutaroTsukata/Pexels

Bei Lootboxen handelt es sich um zufallsbasierte Schatztruhen in beliebten Videospielen wie Mario Kart Tour, Star Wars: Battlefront II oder FIFA 21. In den Kisten befinden sich seltene oder besondere Gegenstände, die spielerische Vorteile bieten. Oftmals handelt es sich um spezielle Spielfiguren, Waffen oder Accessoires. Diese werden gegen kleinere Mikrosummen erworben. Hersteller und Vertreiber verdienen dadurch Milliarden.

Die Definition von Lootboxen passt laut DGOJ auf das Glücksspielgesetz von Spanien. Dieses definiert Glücksspiele unter drei Voraussetzungen: Erstens muss Geld zur Teilnahme gezahlt werden. Zweiten bestimmt der Zufall den Ausgang des Spiels. Drittens werden Preise, Gewinne oder Belohnungen in Aussicht gestellt.

Kritiker, Suchtforscher und besorgte Eltern schlagen schon seit Jahren Alarm und setzen die Spielmechanik von Lootboxen einer Lotterie gleich. Die DGOJ scheint den Sachverhalt ähnlich zu bewerten, doch stellt sich nun die Frage, ob die Beutekisten reguliert oder verboten werden sollten. Könnte es sein, dass Spielehersteller wie EA Sports oder Vertreiber wie Apple künftig über eine Glücksspiellizenz verfügen müssen, um die vermeintlichen Kinderspiele anzubieten?

Geschäft mit Lootboxen boomt

Laut Aussagen der DGOJ liefe das Geschäftsmodell Lootbox inzwischen besonders gut. Erfolgreiche Margen würden sowohl bei Free-to-Play-Spielen als auch kostenpflichtigen Games erzielt. Lootboxen seien in der Hälfte aller Smartphone-Spiele enthalten, ebenso in 35 % der Computerspiele. Viele Merkmale seien denen von Lotteriespielen ähnlich.

Aus diesem Grund seien die Risiken für Heranwachsende, eine Affinität für Glücksspiele zu entwickeln, hoch. In den Niederlanden und Belgien gelten bereits strenge Verbote. Die Betreiber müssen dort mit millionenschweren Strafen rechnen, wie sich zuletzt an einer Klage gegen den FIFA-Hersteller EA in Holland zeigte. Auch gegen Apple kam es zu mehreren Sammelklagen.

Der iPhone-Hersteller verdient an den sogenannten In-App-Verkäufen kräftig mit, die Provision liegt bei 30 %. Im Jahr 2017 lagen die Einnahmen laut Golem bei rund einer Milliarde Dollar. 90 Millionen Dollar wurden allein durch das Spiel Clash of Clans erzielt.

Wenig Spielsucht in Spanien

Auch, wenn die Risiken von Lootboxen für Heranwachsende ernst zu nehmen sind, hat Spanien kaum Probleme mit Glücksspiel. Laut einer aktuellen Studie der Universität Madrid liegt die Problemspielrate in Spanien bei nur 0,3 %, was eine der niedrigsten Quoten der Welt darstellt. Der Wert kommt zustande, obwohl fast 85 % der Spanier angeben, jedes Jahr mindestens einmal an einer Art des Glücksspiels teilzunehmen.

Auch der Nationale Drogenbericht des Landes hat eine Quote von nur 0,5 % bei problematischem Glücksspiel ermittelt. Dieser Wert bezieht sich auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis 64. Seit 2015 soll sich die Zahl bereits konstant halten, wobei die Glücksspielteilnahme insgesamt rückläufig ist.