Griechenland-Casinos brauchen Finanzhilfe
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 17. June, 2020
Die Corona-Krise hat die griechischen Casinobetreiber auf Talfahrt gebracht. In einem Anschreiben an die Regierung hat die Branche nun um finanzielle Entlastung gebeten. Unter anderem wird eine Steuersenkung vorgeschlagen. Das Anliegen wird jedoch durch das neue griechische Lizenzsystem verkompliziert. Sind die Betreiber noch zu retten?
Die Umsätze sind im Zuge des Corona-Lockdowns um 75 % eingebrochen. Verluste waren allerdings schon vor der Krise zu verzeichnen. Ein 2019 erlassenes Anti-Raucher-Gesetz führte bereits zu Umsatzeinbrüchen von 25 %, obwohl das vergangene Jahr gute Gewinne durch eine Zunahme des Tourismus versprochen hatte. Die Betreiber glauben, dass sich das Gesetz nach der Wiedereröffnung weiterhin negativ auf das Geschäft auswirkt.
Die Wiedereröffnungen sollen zwischen Juli und September eingeleitet werden. Laut griechischen Presseberichten stehen die zehn lizenzierten Betreiber jedoch an der Schwelle zum Bankrott. Zur Entlastung schlägt die Branche einen Steuerrabatt von 25 % vor. Die Entscheidungsgewalt liegt nun beim griechischen Finanzminister Christos Staikouras und beim Präsidenten der griechischen Glücksspielbehörde (Hellenic Gaming Commission, HGC) Evaggelos Karagrigoriou.
Die Branche teilte mit, dass die Reduktion der Steuer unabdinglich sei, um über 5.000 Arbeitsplätze zu erhalten. Außerdem könne auf diesem Weg die Liquidität in der Phase der Wiedereröffnung gesichert werden. Dies sei besonders für acht Unternehmen bedeutsam, die von den Auswirkungen der Covid-19-Krise stark beschädigt wurden. Ein Statement vonseiten der Regierung steht bislang noch aus.
Lizenzsystem sorgt für Komplikationen
In Griechenland gilt seit Oktober 2019 ein neues Lizenzsystem mit neuen Steuersätzen und neuen Anforderungen. Ursprünglich wurden die landbasierten Casinobetreiber mit einer Steuerabgabe von satten 57 % belastet. Die neue Gesetzgebung sieht dagegen einen Steuersatz von lediglich 20 % vor. Allerdings haben noch nicht alle Betreiber die neue Lizenz erhalten, die Anträge befinden sich zurzeit noch in der Prüfungsphase.
Die Betreiber erklärten, dass einige Unternehmen momentan nicht dazu in der Lage sind, alle erforderlichen Daten an die HGC zu übersenden. Außerdem habe die Gesundheitskrise dazu geführt, dass einige Casinos die neuen griechischen Lizenzbedingungen nicht mehr einhalten können – unter anderem werden Nachweise über finanzielle Rücklagen bis zu 500.000 EUR gefordert.
Laut griechischen Medienberichten bitten die Casinos diesbezüglich um die Rücksichtnahme der Regierung. Gefordert wird, die Frist für die Einreichung der Lizenzanträge bis zum Ende des Jahres zu verlängern, den Steuerrabatt von 25 % jedoch bereits auf den neuen Steuersatz von 20 % anzuwenden. Ziel der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.
Hellinikon-Casino-Projekt in der Schwebe
Auch das Hellinikon-Casino-Projekt, das zurzeit größte urbane Bauvorhaben Europas, steht zurzeit still. Grund ist nicht nur die Corona-Krise, sondern auch eine Klage des ehemaligen Lizenzbewerbers Hard Rock International gegen den Lizenzträger Mohegan. Bereits im Vorfeld hatte Hard Rock erklärt, gegen eine Lizenzvergabe an Mohegan vor Gericht zu ziehen. Die griechischen Behörden hatten Hard Rock mangelnde Bauerfahrung im Casinobereich vorgeworfen.
Der derzeitige Lizenzträger Mohegan erklärte, die Gerichtsentscheidung abwarten zu wollen. Sollte das Urteil positiv ausfallen, wolle man auch innerhalb der Corona-Krise mit dem 8 Mrd. EUR-schweren Bauprojekt beginnen. Das Gelände des alten Athener Flughafens Hellinikon ist über 620 Hektar groß. Die Casinofläche des Resorts soll über 15.000 Quadratmeter betragen, mit 120 Spieltischen und 1.200 Automaten aufwarten.