Glücksspiel-Apps: Sammelklage gegen Google
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 17. March, 2021
Wegen der Vermarktung und dem Vertrieb von angeblich illegalen Glücksspiel-Apps sieht sich Google LLC mit einer Sammelklage in Kalifornien konfrontiert. Im Fokus stehen die Apps von Zynga und DoubleU Games – beide Marken sind im Play Store von Google verfügbar. Doch laut Kläger sollen sie gegen die Glücksspielgesetze von 25 US-Staaten verstoßen. Was ist dran an den Vorwürfen?
In der Klage, die am Northern District of California eingereicht wurde, wird behauptet, dass Google Apps von Zynga und DoubleU Games vermarktet, die Spielautomaten und casinoähnlichen Tischspiele anbieten. Die Apps seien zwar Free-to-Play-Apps, doch müssten die Android-User In-App-Käufe tätigen und Geld an den Google Payment Service bezahlen, um dauerhaft an den Spielen teilzuhaben.
Google würde daran kräftig mitverdienen, denn die Entwickler würden dazu gezwungen, das Abrechnungssystem von Google zu benutzen. So würde Google an jedem In-App-Kauf eine Provision von 30 % verdienen. Ferner würde es Google erlauben, dass als Social Casino getarnte Anbieter, nicht-lizenzierte Glücksspiele im App Store anbieten.
Bei den Social Casino-Apps wird nicht um Echtgeld gespielt. Ein Spieler, der sich anmeldet, erhalte zu Beginn kostenlose Spielmünzen und Chips. Diese können folglich auch gewonnen werden, allerdings gingen die Chips, so die Klage, schnell aus. Dann seien die Nutzer gezwungen, neue Chips gegen Echtgeld zu kaufen, sofern sie weiterspielen wollen. Durch die gekauften Chips könne lediglich immer mehr Spielzeit gewonnen werden.
Da das Echtgeld über Umwege fließe, würden die Apps das Glücksspielgesetz übergehen. Ein derartiges Unterfangen sie jedoch in 25 US-Staaten illegal. Laut Klage hätten die US-Bürger 2019 – obwohl die Apps als kostenlos beworben werden – 3,5 Milliarden Euro für die integrierten Spielchips ausgegeben.
Worauf zielt die Sammelklage ab?
Die Klage bezieht sich auf alle Personen aus 25 US-Staaten – darunter New Hampshire, Washington, New Jersey, New Mexico, New York, Mississippi, Ohio, Missouri, Oregon, Montana und South Carolina – die Echtgeld an Google für derartige Spielchips und Münzen ausgegeben haben.
Die Wiedererlangung der Glücksspielverluste ist das Hauptanliegen der Klage – es lägen Verstöße gegen das Glücksspielgesetz vor, zudem Verstöße gegen das Zivilrecht. Darüber hinaus sei es zu einer unrechtmäßigen Bereicherung durch Google gekommen. Alle Verluste werden zurückverlangt. Sollte die Klage erfolgreich verlaufen, drohen Google Kostenrückerstattungen in Milliardenhöhe.
Richtlinien für Glücksspiel-Apps gelockert
Erst vor wenigen Wochen hatte Google seine Bestimmungen zur Verbreitung von Glücksspiel-Apps gelockert. Google unterscheidet vier Arten von Glücksspiel: Sportwetten, Online Casinospiele, Lotterien und DFS (Daily Fantasy Sports). Bisher waren solche Applikationen nur in Großbritannien, Irland, Frankreich und Brasilien erlaubt. Dazugekommen sind nun Deutschland, USA, Kanada, Japan, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, und Spanien.
Wegen der Verbreitung angeblich illegaler Glücksspiel-Apps sah sich kürzlich auch Apple mit einer Sammelklage konfrontiert. Auch Apple soll Milliarden durch die In-App-Käufe mit Social Casino-Apps verdienen. In der Klage wird nicht nur die Rückerstattung der Verluste gefordert, sondern auch ein Verbot der Apps. Die Entwicklungen bleiben in diesen Fällen spannend.