Casinó di Campione: Re-Opening im September?
Veröffentlicht von Jens Pfeifer am Wednesday, 5. May, 2021
Das Casinó di Campione war das älteste Casino Italiens und das größte Casino Europas. 2018 kam es zur Insolvenz, 500 Mitarbeiter saßen von einem auf den anderen Tag auf der Straße. Durch die Abhängigkeit vom Glücksspiel stand die gesamte Exklave Campione plötzlich vor dem Ruin. Doch nun plant das Etablissement die Wiedereröffnung – allerdings mit reduzierter Belegschaft. Kann das Casino an die Erfolge vergangener Zeiten anknüpfen?
Angeblich soll das Re-Opening schon im September stattfinden, vorerst mit nur 170 Angestellten. Ein Sanierungsplan wurde erarbeitet, worin eine drastische Kostenreduktion verankert wurde. Die Schulden des Casinós di Campione könnten demnach bis 2027 komplett abbezahlt sein. Schon 2026 wolle man damit beginnen, weitere Mitarbeiter einzustellen.
Der Catering-Service, der früher hohe Kosten verursacht hatte, wurde komplett gestrichen. Zudem wurden die jährlichen Beitragszahlungen an die Stadtverwaltung reduziert. Da es an dieser Stelle in der Vergangenheit immer wieder zu Verzögerungen gekommen war, hatte sich ein Schuldenberg angehäuft, der zuletzt über 155 Millionen EUR betrug.
Ein weiterer wichtiger Punkt bezieht sich auf die Vorgabe, in Zukunft auf finanzielle Abhängigkeiten von Dritten zu verzichten. Dies bedeutet im Klartext, dass das Casino keine Finanzierungen und Kreditvergaben von privaten Investoren mehr annehmen darf. Allein die Schulden solcher Art beliefen sich 2019 auf rund 5 Millionen EUR. Zur Tilgung gewährte die italienische Regierung Campione einen Kredit von etwa 5,5 Millionen EUR.
Zu den Hintergründen
Erst 2017 hatte das Casinó di Campione sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Als die Gerichtsvollzieher der zuständigen Provinzstadt Como das Etablissement im September 2018 versiegelten, war dies für die rund 500 Mitarbeiter und 2.000 Anwohner ein Schock. Seit Jahrzehnten war das Casino die wichtigste Einnahmequelle der italienischen Exklave, die vom Schweizer Tessin umgrenzt wird.
Nur 11 Jahre vor der Insolvenz war das Casino in ein neues 50 Millionen EUR teures Gebäude gezogen, welches der berühmte Schweizer Architekt Mario Botta entworfen hatte. Vor dem Gebäude entstand folglich eine Zeltstadt mit Demonstranten. An den Ufern des Luganersees hingen Banner mit der Aufschrift SOS-Campione is Dead. Teilweise hatten die Anwohner kein Geld mehr für Nahrung. Die Schulden der Gemeinde lagen bei etwa 124 Millionen EUR.
Kann es Campione schaffen?
Die Chancen für eine Wiederbelebung stehen nicht schlecht, denn das Casinó di Campione hat in Italien nicht nur durch seine perfekte Lage eine Sonderstellung: In Italien existieren nur drei weitere Spielbanken (Sanremo, Venedig und Saint-Vincent). Die Gesetze für Spielbanken in Campione sind zudem weniger stringent als im Rest des Landes. Dazu könnten sich die Maßnahmen zur Kostensenkung positiv auf den Standort auswirken. Für die Gemeinde Campione würde das Casino damit erneut zum Rettungsanker.